Staatsanleihen einfach erklärt

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Was sind Anleihen ?

Anleihen (engl. Bonds) stellen wie Aktien auch ein Mittel zur Kapitalbeschaffung dar. Während Aktien zum sogenannten Eigenkapital zählen und man über den Erwerb von Aktien Miteigentümer:in der jeweiligen Unternehmung wird, zählen Anleihen zum Fremdkapital. Es handelt sich hierbei in der Regel um festverzinsliche Wertpapiere mit einer festen Laufzeit. Das bedeutet, dass es Wertpapiere sind, die über eine vorher definierte Zeit regelmäßige Zinsen auszahlen. Erwirbt man Anleihen, leiht man dem Unternehmen für einen gewissen Zeitraum Geld, bekommt dafür quartalsweise oder jährliche Zinsen gezahlt und am Ende der Laufzeit das geliehene Geld zurück. Kommt es zu einer Insolvenz der Firma, werden aus der Insolvenzmasse Fremdkapitalgeber vor Eigenkapitalgeber ausgezahlt. Das wirtschaftliche Risiko bei Anleihen ist daher geringer. Im Gegenzug partizipiert man auch weniger stark am wirtschaftlichen Erfolg.

Im nachfolgenden Beispiel erwirbt ein Anleger Anleihen im Wert von 10.000€ von einem Unternehmen oder Staat. Die Laufzeit bis zur Rückzahlung beträgt 8 Jahre und die Verzinsung beträgt 4%. Das bedeutet also, dass ein Anleger jedes Jahr 400€ Zinsen erhält und am Laufzeitende seine 10.000€ zurückbekommt.

Auch Staaten müssen sich refinanzieren

Nun geben aber nicht nur Unternehmen Anleihen aus, sondern auch Staaten. Die Bundesrepublik Deutschland ist beispielsweise einer der größten – und solventesten – Schuldner der Welt. So hatte Deutschland alleine Ende 2022 7-, 10-, 15- und 30-jährige Bundesanleihen im Volumen von über 1.090 Mrd. € ausstehend. Schaut man über den großen Teich Richtung Amerika, wird ersichtlich, wie groß der Markt für Staatsanleihen ist. Das Volumen der  ausstehenden US-Staatsanleihen beträgt mit 20.813 Mrd. € rund der fünffachen Wirtschaftsleistung Deutschlands, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. 

Die Höhe der zu zahlenden Zinsen ist dabei wie an der Börse üblich vom Angebot und der Nachfrage abhängig. In der Regel müssen Länder mit einer hohen Kreditwürdigkeit geringere Zinssätze als diejenigen Länder zahlen, die eine schlechte Kreditwürdigkeit besitzen. Fallen Zahlungen eines Landes aus, kommt dies faktisch einem Staatsbankrott gleich. Die Kreditwürdigkeit eines Landes hängt von vielen Determinanten ab. Ratingagenturen haben sich auf die Bewertung derer spezialisiert. Während Länder wie Deutschland oder die Schweiz das höchstmögliche Rating besitzen (AAA) und somit mit einer sehr geringen Ausfallwahrscheinlichkeit eingestuft werden, haben Länder wie Brasilien oder Ägypten eine deutlich höhere Ausfallwahrscheinlichkeit, was sich entsprechend in einem schlechteren Rating widerspiegelt. Je höher die Ausfallwahrscheinlichkeit, desto höher die zu zahlenden Zinsen. Der Hintergrund dafür ist nachvollziehbar: Investoren möchten für das höhere Risiko auch entsprechend belohnt werden. 

Auch die Laufzeit der Anleihen spielt für die Zinszahlungen eine wichtige Rolle. Je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. So zumindest in der Theorie. Je nachdem, welches Zinsniveau die Marktteilnehmer in der Zukunft erwarten, spielt auch die Erwartungshaltung der Marktakteure gerade bei länger laufenden Anleihen eine gewichtige Rolle. 

Warum kann es interessant sein, in Staatsanleihen zu investieren?

Weil Notenbanken weltweit die aktuell hohe Inflation in den Griff bekommen möchten, um langfristig zu einem Zielniveau von rund 2% zurückkommen, werden flächendeckend die Leitzinsen erhöht. Dies hat auch gravierende Auswirkungen auf den Anleihemarkt. Lagen die Zinsen von einjährigen Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland Anfang 2022 noch im leicht negativen Bereich, sind diese Ende Februar 2023 auf über 3% gestiegen. Leiht man dem Deutschen Staat also für ein Jahr 10.000 €, bekommt man am Laufzeitende nicht nur die 10.000€ zurückgezahlt, sondern zusätzlich angelaufene Zinsen in Höhe von 300€. Diese sind nur gefährdet, wenn der Deutsche Staat während der Laufzeit der Anleihe in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Ein vorhandenes, wenn auch sehr unwahrscheinliches Risiko

Sind Staatsanleihen das bessere Tagesgeld?

Mithilfe von Datenpunkten von Statista und investing.com haben wir uns einmal die durchschnittlichen Zinssätze auf deutschen Tagesgeldkonten angeschaut und diese ins Verhältnis zur Rendite auf einjährige deutsche Staatsanleihen gesetzt. Wie der Graph eindrucksvoll zeigt, lag die Rendite vor 2008 und seit Ende 2022 deutlich über den erhaltenen Zinssätze auf dem Tagesgeldkonto. 

Eine vergleichsweise sehr sichere Geldanlage in Staatsanleihen kann sich also gerade in der aktuellen makroökonomischen Großwetterlage auszahlen. Hinzu kommt, dass Zinsen auf Tagesgeldkonten häufig nur bis zu gewissen Maximalbeträgen garantiert werden und mit einer Laufzeit einhergehen. Bei Staatsanleihen gibt es diese Restriktionen so direkt in der Form nicht. Demgegenüber gibt es, wie bei Kapitalmarktanlagen üblich, auch hier ein Verlustrisiko, welches zwar gering, aber vorhanden ist. Bei Tagesgeldkonten ist der Zins zwar zumeist geringer, dafür aber garantiert. 

Auch wir bei UnitPlus stehen dem Thema Anleihen sehr aufgeschlossen gegenüber und haben daher mit FlexPlus die erste europäische Alternative zu Tagesgeldkonten auf den Markt gebracht. Dieses Portfolio investiert ausschließlich in kurzlaufende europäische Staatsanleihen und ermöglicht gleichzeitig weltweite Zahlungen damit. So kann Geld renditeorientiert angelegt werden, ohne auf Flexibilität verzichten zu müssen. 

Du bist neugierig geworden oder möchtest uns deine Meinung mitteilen? Dann freuen wir uns von dir zu hören: support@unitplus.eu

Risikohinweis:

Dieser Artikel ist nicht als Anlageempfehlung zu verstehen. Auch wird nicht zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten geraten. Mit der Kapitalmarktanlage sind Risiken verbunden, die zu einem Totalverlust führen können. Eine historische Ertragsentwicklung stellt keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Wertentwicklung dar.

Fabian Mohr