Europas aktive ETFs – Warum dieser Markt gerade richtig Fahrt aufnimmt
Aktive ETFs gehören zu den spannendsten Entwicklungen am europäischen Kapitalmarkt – und immer mehr Anleger entdecken ihre Vorteile. Zum ersten Mal wurden sogar mehr aktive als passive ETFs neu aufgelegt.
Der Grund: Die Nachfrage steigt stark an. Seit 2019 ist das verwaltete Vermögen aktiver ETFs in Europa fast versiebenfacht – ebenso die Zahl der Fonds und Anbieter. Anleger möchten heute nicht nur den "den Markt abbilden", sondern ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten nutzten – darunter Flexibilität, Risikomanagement und neue Strategien.
1. Ein Markt im Aufschwung – warum aktive ETFs so stark wachsen
Aktive ETFs werden – anders als passive ETFs – von Investmentspezialisten aktiv gemanagt. Ziel ist es, bestimmte Anlageergebnisse zu erreichen, zum Beispiel:
den Vergleichsindex zu übertreffen
regelmäßige Erträge zu generieren
ein bestimmtes Investmentthema oder Anlageziel abzubilden.
Gleichzeitig bieten sie die typischen Vorteile eines ETF-Produkts:
börsentäglicher Handel zu transparenten Preisen
klare Einblicke in die Zusammensetzung
in der Regel geringere Kosten als aktiv gemanagte Fonds
Diese Kombination macht aktive ETFs zu einem effizienten Instrument, um Portfolios zu diversifizieren, Risiken zu steuern und Marktzugang zu erhalten – besonders in volatileren Marktphasen.
Wachstum in Zahlen
In den letzten fünf Jahren hat sich der Markt für aktive ETFs in Europa stark beschleunigt:
Das verwaltete Vermögen stieg seit 2019 von rund 10 Mrd. EUR auf 68,8 Mrd. EUR.
2025 waren bisher 54% aller Neuaflegungen aktive ETFs – zum ersten Mal mehr aktive als passive.
22% der europäischen ETF-Anleger planen, ihr Engagement deutlich zu erhöhen (um 25% oder mehr).
Weitere 60% planen einen moderaton Ausbau (um 10% bis 24%).
Die Zahl der Asset Manager, die aktive ETFs in Europa anbieten, liegt mittlerweile bei 93.
Warum passiert das gerade jetzt?
Anleger suchen das Beste aus zwei Welten:
professionell gemanagte Strategien und
Flexibilität und Transparenz eines ETFs
Damit sind die Voraussetzungen für ein anhaltend dynamisches Wachstum aktiver ETFs in Europa gegeben.
2. Wie Anleger aktive ETFs heute nutzen – und wohin sich der Markt entwickelt
Historisch wurden aktive ETFs in Europa vor allem als langfristige Basisanlage genutzt. Doch das Bild verändert sich: Anleger beginnen zunehmend, aktive ETFs auch für Risikomanagement, Hedging und Arbitragestragien einzusetzen – Anwendungen, die in den USA bereits weit verbreitet sind.
Zudem sind aktive ETFs speziell dafür entwickelt, in den Kerninvestitionen eines Portfolios (Kernallokationen) eine bessere Rendite als der Marktindex (Benchmark) zu erzielen – und das bei geringer Abweichung von dessen Wertentwicklung (niedriger Tracking Error). Während passive ETFs versuchen, den Index möglichst exakt nachzubilden, versucht ein aktiver ETF, den Markt zu schlagen.
Bisher: Fokus auf Langfristigkeit
Kernbausteine von Buy-and-Hold-Portfolios
Schwerpunkt auf globalen Aktienstrategien
Einsatz in großen, liquiden Märkten (z.B. Large-Cap-Blend Strategie)
Nutzungsunterschiede zwischen Europa und den USA
Europa: Die höchsten Zuflüsse 2025 entfallen auf globale Aktien- und Large-Cap-Blend-Strategien. Viele Anleger nutzen aktive ETFs weiterhin als Kernallokation – mit dem Ziel, die Benchmark bei niedrigem Tracking Error zu übertreffen.
USA: Die stärkste Nachfrage gibt es bei Derivate-Income-Fonds (regelmäßige Erträge über Optionen) und Ultrakurzläufern (deutlich weniger zinssensitiv).
Mit der Weiterentwicklung des europäischen Marktes werden Anleger nach und nach Anwendungen und Innovationen übernehmen, die in den USA bereits etabliert sind.
Zukünftig: deutlich breitere Einsatzbereiche
lösungsorientierte ETF-Produkte wie Buffer-Fonds – aktiv gemanagte, optionsbasierte Strategien, die ein im Voraus definiertes Ergebnis über einen festgelegten Zeitraum anstreben.
Zugang zu schwer zugänglichen oder entstehenden Marktsegmenten, z.B. Ultrakurzläufer
neue Anlageklassen, die in Europa noch kaum vertreten sind, etwa CLOs (Collateralized Loan Obligations)
—> Der Trend zeigt klar: Der europäische Markt wird vielfältiger, professioneller und innovativer.
3. Was den europäischen ETF-Markt besonders macht
Der ETF-Handel basiert weltweit auf einem zweistufigen System aus Primär- und Sekundärmarkt. In Europa funktioniert dieses System grundsätzlich genauso effizient wie in den USA – allerdings ist der europäische Markt deutlich komplexer aufgebaut.
Warum ist Europa komplexer?
über 30 Börsenplätze
mehrere Währungen (EUR, GBP, CHF und weitere)
viele ETFs sind parallel an mehreren Handelsplätzen gelistet
Was bedeutet das in der Praxis?
Das Handelsvolumen verteilt sich auf mehrere Börsen – das erschwert es, das Gesamtvolumen eindeutig einzuschätzen.
Rund 72% des ETF-Handels finden außerbörslich statt (RFQ-Systeme, Systematic Internalizers, direkte Transaktionen zwischen institutionellen Investoren). In den USA sind es nur rund 47%.
Die Sichtbarkeit der ETF-Liquidität wird durch den hohen außerbörslichen Anteil reduziert, da diese Transaktionen nicht in den offiziellen Handelsstatistiken erscheinen.
Die tatsächliche Liquidität eines ETFs lässt sich daher nicht direkt anhand des Börsenumsatzes ablesen. Infolgedessen spiegeln weder die sichtbaren Börsenumsätze noch die angezeigten Preise – besonders bei größeren Transaktionen – immer die bestmöglichen verfügbaren Konditionen wider.
Worauf es wirklich ankommt – für Anleger
Die Liquidität eines ETFs hängt weniger von seinem Handelsvolumen ab, sondern hauptsächlich von zwei Faktoren ab:
der Liquidität der Basiswerte
der Effizienz des Creation-and-Redemption-Mechanismus zwischen dem ETF-Anbieter und seinen autorisierten Markteilnehmern (APs).
—> Für Anleger heißt das: Auch ein ETF mit geringem Börsenvolumen kann hervorragend handelbar sein.
Was Europa unternimmt
Um Transparenz und Effizienz zu verbessern, arbeitet die EU u.a. an einem „Consolidated Tape“, das Handelsdaten aller EU-Börsen bündeln soll. Dies soll Anlegern fundierte Entscheidungen ermöglichen, den Wettbewerb zwischen Handelsplätzen stärken und die Integration der europäischen Finanzmärkte vorantreiben.
Auch Unternehmen ergreifen Maßnahmen, um die Markteffizienz zu verbessern. Euronext hat angekündigt, die Abwicklung von Aktiengeschäften an seinen sechs europäischen Börsenplätzen zu konsolidieren, um Effizienz und Resilienz zu erhöhen.
—> Diese Entwicklungen sollen den europäischen Markt strukturierter, transparenter und widerstandsfähiger machen.
4. Regulierung: Europa tickt anders als die USA
Während in den USA eine große Reform im Jahr 2019 den ETF-Boom beschleunigte, entwickelt sich der europäische Markt stabiler und schrittweise. Aktive ETFs in Europa unterliegen weitgehend denselben Vorschriften wie klassische Investmentfonds – ein Rahmen, der vielen Anlegern vertraut ist.
Die UCITS-Richtlinie als Fundament
Seit über 30 Jahren sorgt sie für:
hohen Anlegerschutz
einheitliche Regeln für Fondsprodukte innerhalb der EU
EU-weites „Passporting” – die Möglichkeit, Fonds im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum zu vertreiben.
Innerhalb des EU-Rahmens haben nationale Aufsichtsbehörden Spielraum um zusätzliche Vorschriften zu erlassen – daher sollten Anleger mögliche nationale Unterschiede kennen, insbesondere in den wichtigsten ETF-Domizilen:
Irland mit rund 72% aller ETF-Zulassungen
Luxemburg mit rund 17%.
Ein aktuelles Beispiel ist die Regulierung sogenannter „semi-transparenter“ aktiver ETFs, die die Aufsichtsbehörden in Irland und Luxemburg inzwischen erlaubt haben.
—> Das Portfolio muss nicht täglich offengelegt werden, sondern sie dürfen ihre Poisitionen in größeren Zeitabständen veröffentlichen.
Das bedeutet
Schutz vor Stratgie-Kopien
mehr Flexibilität für Manager
Raum für Innovation
weiterhin hoher Anlegerschutz
5. Warum diese Entwicklung für Privatanleger wichtig sind
Der Markt für aktive ETFs wird
✔️ breiter – mehr Anbieter, mehr Strategien, mehr Anlageklassen
✔️ zugänglicher – bisher institutionelle Märkte öffnen sich
✔️ lösungsorientierter – Strategien mit Abwärtsschutz, Etragsfokus oder definierter Zielrendite
✔️ Retail-freundlicher – ETF-Anbieter richten sich zunehmend an Privatanleger
Für Anleger bedeutet das
Es wird leichter, ein flexibel gemanagtes, diversifiziertes und professionelles Portfolio aufzubauen – ohne die Komplexität traditioneller Fonds.
Fazit: Europas aktive ETFs – ein Markt, der Privatanlegern neue Türen öffnet
Der europäische ETF-Markt verändert sich schnell. Anleger wünschen sich heute Produkte, die mehr bieten als reine Indexabbildung – sie wollen Flexibilität, Innovation und sinnvolle Lösungen für unterschiedliche Marktsituationen. Genau hier setzen aktive ETFs an.
Mit steigender Vielfalt, wachsender Nachfrage und einem stabilen regulatorischen Umfeld entstehen attraktive Chancen für Privatanleger. Die kommenden Jahre dürften entscheidend für die Weiterentwicklung aktiver ETFs in Europa sein.
UnitPlus-Bezug
Bei UnitPlus sehen wir genau diesen Wandel hin zu aktiv gemanagten ETFs im europäischen Markt – und haben ihn gemeinsam mit starken Partnern wie J.P. Morgan Asset Management und Goldman Sachs Asset Management in unsere Anlagelösungen integriert.
Mit Portfolios wie AktienPlus (reines Aktienportfolio mit aktiven ETFs) und MultiPlus (Multi-Asset-Portfolio aus 70% Aktien und 30% Anleihen auf Basis aktiver ETFs) erhalten Privatanleger Zugang zu professionell gemanagten Strategien – kombiniert mit der gewohnten Flexibilität, Transparenz und ständigen Verfügbarkeit, für die UnitPlus steht.

Shirel Feingold-Studnik


